"Eine optimale, abwechslungsreiche und
artgerechte Ernährung ist einer der wichtigsten Bausteine, um einem in
Menschenobhut gehaltenen Vogel ein langes und gesundes Leben zu ermöglichen. Im
Gegensatz zu Hund und Katze, über deren Ansprüche bezüglich des
Nährstoffbedarfs intensive Studien und wissenschaftliche Arbeiten existieren,
steht es mit den Informationen in der Ziervogelhaltung nach wie vor recht
schlecht.
Hinzu kommt, dass es eine überaus große
Artenvielfalt gibt, die jeweils spezielle Anforderungen an die Ernährung
stellt. Viele Aspekte einer artgerechten Ernährung liegen aber noch im Dunkeln,
da Informationen aus der freien Wildbahn oft nur spärlich vorhanden sind. Beim
Kauf eines Papageien oder Sittichs verlässt man sich auf die Ratschläge des
Verkäufers, häufig sind diese dürftig und leider nicht immer qualifiziert.
Auf der anderen Seite wird im neuen Heim ebenso
oft nach dem Prinzip gefüttert: „ Gut ist, was dem Vogel schmeckt, davon
bekommt er reichlich!“
Dies sieht dann in der Regel so aus, dass Körner
zur freien Verfügung angeboten werden, dazu kommen Nüsse, vielleicht noch der
ein oder andere Happen vom Tisch und etwas Obst oder Gemüse. Bei einem solchen
Angebot wird jeder Vogel nur diejenigen Dinge heraussuchen, die ihm schmecken.
Dazu zählen meist die fetthaltigen Sämereien (Sonnenblumenkerne), Nüsse etc.
In der Natur würde sich ein Vogel niemals so
ernähren, er muss sich dem jahreszeitlichen Angebot anpassen, eine
abwechslungsreiche Kost ist somit garantiert.
Wie sollte demnach eine optimale Ernährung
aussehen?
In freier Natur zählen u.a. verschiedene
Sämereien, Knospen, Früchte, Gemüse, verschiedene Pflanzenteile und
mineralienhaltige Böden zum Nahrungsangebot, jeweils mit saisonalen
Schwankungen. Diese Vielfalt muss in Menschenobhut nachgeahmt werden.
Prinzipiell kann man Papageien und Sittiche auf
2 verschiedene Weisen füttern:
- Körner + Obst/Gemüse + Nahrungsergänzung
- Pellets + wenig Obst/Gemüse
Bei der Körnerfütterung muss auf eine optimale
Mischung in guter Qualität ohne Erdnüsse (können gefährliche Pilzsporen
enthalten) geachtet werden.
Die Menge muss so gewählt sein, dass am Abend
alle Körner gefressen sind, damit es nicht zu einem Selektionsprozess kommen
kann.
Obst und Gemüse soll reichlich gegeben werden,
erlaubt ist alles mit Ausnahme der Avocado. Gemüse kann in roher oder in
gekochter Form angeboten werden.
Ein Nahrungsergänzungsmittel mit allen nötigen
Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen und Aminosäuren sollte täglich
zugefüttert werden, um den Nährstoffbedarf auszugleichen.
Ein Kalkstein oder eine Sepiaschale sollten als
Mineralienquelle zusätzlich angeboten werden.
Die Pelletfütterung ist in Europa noch nicht so
bekannt wie in den USA.
Insbesondere bei sehr wählerischen Papageien
empfiehlt sich die Pelletfütterung, da hier eine optimale Nährstoffversorgung
allein über Pellets möglich ist, ohne dass eine reichliche Frischfuttergabe
(die oft verschmäht wird) oder ein Ergänzungspräparat notwendig wären.
Pellets sind aus verschiedenen Getreidesorten
und pflanzlichen Bestandteilen zusammengesetzt und enthalten alle
lebenswichtigen Nährstoffe. Es existieren verschiedene Sorten, die auf
Erhaltungs– und Leistungsbedarf abgestimmt sind, sowie unterschiedliche Größen
in Abhängigkeit von der Körpergröße des Vogels.
Pellets haben in der Regel einen positiven
Einfluss auf den Gesamtstoffwechsel und die Verdauung und bieten darüber hinaus
Beschäftigungsmöglichkeit, da sie von Papageien in den Fuß genommen werden und
Stückchenweise abgebissen werden können.
Bei rupfenden Papageien oder Sittichen, die
aufgrund ernährungsbedingter Mängel Federn benagen oder rausreißen, hat sich
häufig nach Futterumstellung auf Pellets ein Erfolg gezeigt!
Werden Papageien oder Sittiche mit Pellets
versorgt, so darf der Anteil an Frischfutter nur noch sehr gering sein, er soll
quasi eine geschmackliche Ergänzung darstellen.
Wird zuviel Obst und Gemüse gefüttert, so wird
die optimale Nährstoffzusammensetzung der Pellets durch den hohen Wassergehalt
im Frischfutter zu stark verdünnt.
Für welche Fütterungsweise Sie sich entscheiden,
sollte auch von dem gesundheitlichen Zustand Ihres Vogels abhängen. Es gibt einige
Erkrankungen und Stoffwechselstörungen, bei denen die Pelletfütterung über alle
Massen empfehlenswert ist.
Um einen ehemals einseitig ernährten,
wählerischen Vogel zu einer abwechslungsreichen Futteraufnahme zu bewegen,
braucht es meist Geduld und eine gute Portion Hartnäckigkeit! Die intelligenten
Papageienvögel wissen nur zu gut, wie sie das heiß geliebte Futter von ihren
bestechlichen Besitzern bekommen können, lassen Sie sich nicht austricksen!
Seien Sie strikt und erziehen Sie Ihren Vogel, es ist zu seinem
gesundheitlichen Wohl!"